"Perspektiven für die Post-Corona-Zeit" – ein Überblick über ausgewählte Beiträge der letzten Tage

Aktuell steht die unmittelbare Gefahrenabwehr bei der Corona-Pandemie im Zentrum. Gleichzeitig ist es gut und erfreulich, dass die Diskussion über die "Nach-Corona"-Zeit früh startet. In den letzten Tagen ist eine Reihe an Beiträgen erschienen, die den Rahmen für diese Diskussion aufspannen.

 

Schlüsselfrage: Wie lange werden Bewegungs- und Kontakteinschränkungen andauern? 

Eine Schlüsselfrage für die Langfrist-Diskussion ist die zu erwartende Dauer der jetzt angeordneten Einschränkungen unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Es zeichnet sich ab, dass es nicht schon Ende April zu einer vollständigen Rückkehr zum "Normalbetrieb" kommen wird. Der Spiegel geht in diesem Zusammenhang auf Simulationen der Uni Basel ein, die Einschränkungen bis ins Jahr 2021 prognostizieren. Viele Schlüsselfragen (Wann wird ein Impfstoff verfügbar sein? Wird sich die grundlegende Schutzstrategie: Social Distancing der gesamten Bevölkerung vs. Abschirmung nur besonders betroffener Gruppen verändern?) sind noch offen. Über die Art, Intensität und Dauer der möglichen ökonomischen Beeinträchtigungen besteht daher erhebliche Unsicherheit.

 

Zur ökonomischen Dimension der Krise

Daniel Stelter liefert im Manager Magazin  eine instruktive Analyse der möglichen ökonomischen Folgen und der engen Verknüpfung der finanz- und realwirtschaftlichen Effekte sowie der sich daraus ergebenen möglichen weitergehenden Systemfragen.

 

Mögliche langfristige systemische Effekte

Zu diesen möglichen systemischen Effekten sind in den letzten Tagen eine Reihe lesenswerter Beiträge entstanden:

 

Schon früh hat das Zukunftsinstitut vier Zukunftsszenarien ("Der Corona-Effekt") für die Post-Corona-Zeit vorgelegt. Entlang einer Matrix "gelingenden/nicht gelingenden (globalen) Miteinanders" unterscheidet das Institut die vier Szenarien einer (1) "totalen Isolation" (Alle gegen alle), (2) den "Systemcrash" (Permanenter Krisenmodus), (3) die "NeoTribes" (Rückzug ins Private) bis hin zur (4) "Adaption" (Die resiliente Gesellschaft).

 

Die Frage, wie eine solche resiliente Gesellschaft künftig aussehen kann, beschäftigt eine Reihe weiterer Beiträge:

 

Matthias Horx wagt eine optimistische "RE-gnose" (in Abwandlung zur PRO-gnose) und blickt aus der Zukunft auf die jetzige Krise. Er zeigt die vielen Potenziale auf, die in der Krise für eine positive gesellschaftliche Wandlung stecken können.

 

In eine ähnliche Richtung weist Otto Scharmer in seinen "eight emerging lessons from corona virus" und geht dabei insbesondere die gesellschaftlichen und politischen Folgen ein. 

 

Das wirft die Frage auf, wie die künftige Pandemie-Resilienz mit den anderen großen globalen Herausforderungen wie dem Klimaschutz zusammengedacht werden kann. Dazu haben wir als Wuppertal Institut einen Entwurf vorgelegt 

 

Die Konturen für einen noch umfassenderen Rahmen, wie eine sowohl Pandemie- als an den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDG´s) orientierte Ökonomie nach der Corona-Krise gedacht werden muss,  legen Ulrich Brand und Heinz Högelsberger im österreichischen Standard vor. Hier wird deutlich, dass die ökonomische Diskussion weit über die Ausgestaltung von Konjunkturprogrammen hin zu Fragen neuer Gleichgewichte von Staat und Markt sowie Formen der geeigneten Grundsicherung reichen werden (vgl. in diesem Zusammenhang die durch die Corona-Krise neu entfachte Diskussion über ein umfassendes Grundeinkommens-Experiment).

 

Analog zu dem von der Bundesregierung ausgerufenen Hackathon lohnt es, schon jetzt viel kreative und konzeptionelle Energie in die langfristige Krisenbewältigung zu stecken. Die Anfänge dazu sind gemacht.

 

(Uwe Schneidewind)