Als "Transformative Wissenschaft" wird eine Wissenschaft bezeichnet, die sich der Gesellschaft gegenüber aktiv öffnet, selber Veränderungsprozesse anstößt und sie begleitet. Was ist vor diesem Hintergrund eine "transformative Oper"?
Als "transformative Oper" kann eine Oper verstanden werden, die sich nicht alleine auf ihr etabliertes, zumeist bildungsbürgerliches Publikum konzentriert, sondern die Impuls-gebend und transformierend in die (Stadt)gesellschaft hineinwirkt. Es ist eine Oper, die sich nicht ausschließlich als Unterhaltungs-, sondern auch als Bildungsinstitution versteht und damit an ein Selbstverständnis anknüpft, das historisch schon im antiken griechischen (Musik)-Theater angelegt war.
Wie lässt sich ein solcher transformativer Anspruch für eine Oper einlösen? Die Oper Wuppertal setzt ihn mit vielfältigen Formaten um:
- Wie die meisten Opernhäuser verfügt auch die Oper Wuppertal über eine engagierte Theater-Pädagogik, die ein umfassendes Angebot für Kinder und Jugendliche und Schulen in jeder Spielzeit auf den Weg bringt (https://www.oper-wuppertal.de/oper/education/). Es reicht dabei bis zu Stücken des Musiktheaters, die schon Zweijährige für eine halbe Stunden in ihren Bann ziehen wie z.B. das mit der Deutschen Oper Berlin" inszenierte Stück "Ein kleines Stück Himmel" in der Spielzeit 2019/2020 (https://www.oper-wuppertal.de/oper/spielplan/detailansicht-auffuehrung/?tx_wbfe_pi1%5Bperformance%5D=2217)
- Community-Opern wie das Labyrinth (https://www.oper-wuppertal.de/oper/spielplan/detailansicht-auffuehrung/?tx_wbfe_pi1%5Bperformance%5D=1528) beziehen in den Produktionsprozess Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt in die Inszenierung mit ein. Ähnlich wie "Citizen Scientists" in einer "Bürger"-Wissenschaft kommen hier "Citizen Artists" auf die Bühne der Oper.
- Seit 2016 verfügt die Oper Wuppertal über eine besonderes Format für die Interaktion mit der Stadt: Mit der "Sound of the City"-Reihe greift die Oper jede Spielzeit ein Leitthema auf, das mit externen Kuratoren und Akteuren in der Stadt umgesetzt wird: In der Spielzeit 2016/2017 schuf die Oper im Jahr des 500´sten Jubiläums von Thomas Morus´ "Utopia" einen Wuppertaler Bund der Utopisten (https://www.wuppertaler-rundschau.de/kultur/wuppertal-sucht-sein-ganz-eigenes-utopia_aid-37234323), in der Spielzeit 2017/2018 stand das "Copy Right Heimat" auf dem Programm (https://www.oper-wuppertal.de/oper/spielplan/detailansicht-auffuehrung/?tx_wbfe_pi1%5Bperformance%5D=1889) und thematisierte den Heimatbegriff in einer durch viele Kulturen geprägten Großstadt, in der Spielzreit 2018/2019 geht die Oper unter dem Stichwort Wuppertal@night (https://www.oper-wuppertal.de/oper/spielplan/detailansicht-auffuehrung/?tx_wbfe_pi1%5Bperformance%5D=2225) in die Clubszene Wuppertals: Teile des Orchesters und Ensembles treten in Wuppertaler Clubs auf, Vertreter der Club-Szene kommen in die Oper.
- Mit ihrer Image-Kampagne "Wir lieben "WOPERTAL" (https://www.oper-wuppertal.de/oper/ueber-uns/wopertal/) hat die Oper Wuppertal ihren Bezug zur Stadt durch eine originelle Kommunikationskampagne unterstrichen.
Die transformative Wirkung von Oper entfaltet sich dann besonders stark, wenn es ihr gelingt an den spezifischen "Sinnhorizont" einer Stadt anzuknüpfen und diesen kraftvoll aufzuladen. Die Erzählung - das "Narrativ" - der Stadt Wuppertal ist in den letzten Jahren stark durch Motive der "Transformation" geprägt und nimmt in moderner Form die intensive Transformationsgeschichte der Stadt in der Industrialisierung im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert auf. Sowohl das Wuppertal Institut als auch die Oper Wuppertal verstärken mit innovativen Formaten diese urbane Erzählung (Auch wenn sich diese Erzählung in den offiziellen Kommunikationsdokumenten der Stadt wie z.B. dem Kulturflyer bisher nur bedingt wiederfindet: vgl. Flyer "Kultur in Wuppertal" der Stadt). Der Ämtertausch der beiden Leiter von Oper und Wuppertal Institut ist selber Ausdruck dieser an vielen Stellen in der Stadt spürbaren Transformations-Atmosphäre.
Es ist nicht überraschend, dass sich Ansätze einer "transformativen Oper" eher in kleinen Häusern wie dem in Wuppertal finden. Gerade im Wettbewerb zu großen etablierten Opern in unmittelbarer Nähe wie in Köln oder Düsseldorf liegt die Profilierungschance in dem Mut, Experimentelles zu wagen. Auf diese Weise werden sie zu kulturellen Inkubatoren in einem regionalen Opern-Öko-System und tragen zur Innovationsfähigkeit von Oper insgesamt bei. Als transformative Oper schaffen sie gleichzeitig Veränderungsimpulse für ihr jeweiligen (Stadt)-Gesellschaften.
Hintergrund zu den Blogeinträgen "Reflect OPERAS"