Die heutige Pressemeldung zum Erscheinen des Buches zur Großen Transformation haben wir mit dem Untertitel "Antwort auf die Heißzeit aus dem Wuppertal Institut" versehen. Dieser Untertitel wirft ein anschauliches Licht auf das Zusammenspiel von Klimaforschung und Transformationsforschung. Die naturwissenschaftliche Klimaforschung gibt einen differenzierten Einblick in die zu erwartenden Folgen der durch menschliche Aktivitäten ausgelösten Klimaveränderungen. Sie ist global vernetzt und hat über die letzten drei Jahrzehnte einen auch methodisch faszinierenden Entwicklungsstand erreicht. Das erst jüngst von führenden Klima- und Erdsystemforscherinnen und –forschern vorgelegte Papier zu den Gefahren einer möglichen Heißzeit (http://www.pnas.org/content/pnas/early/2018/07/31/1810141115.full.pdf) ist Ausdruck davon.
In der öffentlichen Debatte entsteht nun oft der Eindruck, dass an dieser Stelle der Part der Wissenschaft beendet ist und jetzt lediglich die Politik gefordert sei, konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Aber dieser Kurzschluß ist ein Irrtum. Bei der Entwicklung von Transformationsstrategien ist die Wissenschaft mindestens ebenso gefragt. Denn dass es sich nicht darin erschöpft, "einfach" politische Maßnahmen zu ergreifen, zeigt die weitgehende globale Wirkungslosigkeit der Klimapolitik der letzten 20 Jahre. Ohne ein differenziertes Verständnis der gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Mechanismen und den Rollen, die Politik, Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft darin spielen, wird es nicht gelingen, Strategien für einen effektiven Klimaschutz auf den Weg zu bringen.
Hier setzt die Transformationsforschung ein. Sie ist interdisziplinär und greift auf die Erkenntnisse von Soziologie, Politologie, Ökonomie, Psychologie, Geschichts- und Kulturwissenschaften zurück, um die Dynamik gesellschaftlicher Veränderungsprozesse und ihrer Beeinflussung zu verstehen. Das Buch zur "Großen Transformation" aus dem Wuppertal Institut fasst zentrale Erkenntnisse dieser Transformationsforschung mit Blick auf eine Nachhaltige Entwicklung zusammen. Darum trägt es auch den Untertitel "Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels".
Klima- und Transformationsforschung gilt es immer wieder eng zusammenzudenken, um zu wissenschaftlich orientierten Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu kommen. Es gibt bisher wenige Orte, an denen das systematisch passiert. Der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) nimmt genau eine solche Funktion wahr.